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Im Handelszentrum der Casamance

Im Süden Senegals, zwischen Gambia und Guinea-Bissau, liegt in der Provinz Casamance Ziguinchor, die fünftgrößte Stadt Senegals. Dort gründeten wir 2015 eine 6-klassige Schule im ärmsten Viertel der Stadt. Im Sinne einer umfassenden Betreuung unserer Schüler wird täglich eine Schulmahlzeit für die ärmsten Schüler ausgegeben und neben anderen Unterstützungsmaßnahmen auch eine professionelle Gesundheitsfürsorge betrieben.

Schule

Die fröhlichen Kinder der ersten zwei Klassen

Die Schule befindet sich im Viertel Lyndiane (11.000 Einwohner) am südwestlichen Stadtrand von Ziguinchor. Lyndiane ist ein relativ neu besiedeltes Stadtviertel mit einem hohen Anteil an Kindern und einer nur gering entwickelten Infrastruktur. Es zählt zu den ärmsten Gebieten der Stadt Ziguinchor und weist eine überdurchschnittlich hohe Analphabetenrate auf. So bildet unsere sechsstufige Elementarschule mit ca. 220 Schülern und 9 Lehrern einen wichtigen Pfeiler für die Verbesserung der sozialen Lage der dortigen Bevölkerung. Unser Verein ermöglicht auch den ärmsten Familien, die die sehr niedrigen Schulgebühren nicht bezahlen können, den Schulbesuch. Bereits mehrmals wurde die Schule von dem zuständigen Schulinspektor für die gut ausgebildeten und engagierten Lehrer gelobt. Auch die von den Schülern erzielten überdurchschnittlich guten Abschlüsse wurden hervorgehoben.

©Frank Leue
Unser Lehrerkollegium in Ziguinchor

Schulmahlzeit

Die zunehmende Verteuerung der Lebensmittel in Westafrika, bedingt durch die weltweiten Krisen, treibt mehr und mehr Familien abwärts in die Armutsspirale. Meist wird dann erst abends die einzige Mahlzeit des Tages eingenommen. Deswegen musste das Schulspeisungsprogramm mit der täglichen Ausgabe einer Mahlzeit immer stärker ausgeweitet werden auf derzeit 50 Kinder. Damit wird es möglich, dass unsere ärmsten Schüler dem Unterricht ohne Ablenkung durch Hungergefühle folgen können.

©Frank Leue
Essensausgabe

Gesundheitsfürsorge

Da es in Lyndiane wenig medizinische Versorgung gibt und sie für die armen Familien teuer ist, sorgt unsere Schule für die Gesundheit seiner Schüler. Einmal pro Monat wird in allen Klassen von zwei dazu ausgebildeten Mitarbeiterinnen Gesundheitsfürsorge und -vorsorge gelehrt. Es wird dabei über das richtige Verhalten bei Infektionskrankheiten gesprochen, Hauthygiene und die Infektionsprävention bei Wunden werden den Schülern beigebracht und vieles andere mehr. Eine Mitarbeiterin der Schule ist als Gesundheitsfachkraft ausgebildet und kümmert sich um kranke oder verletzte Kinder in unserer eigenen 1.Hilfe Station und falls nötig, auch um deren Familienmitglieder.

Zahnärztliche und ärztliche Notfallversorgung

Unsere Lehrer erleben häufig, wie Schüler durch Zahnschmerzen geplagt werden, deren Eltern sich keinen Zahnarzt für ihre Kinder leisten können. Deswegen haben wir entsprechend reagiert und wir zahlen bei sozialen Härtefällen die zahnärztliche Behandlung der Schüler, damit diese wieder schmerzfrei dem Unterricht folgen können. Auch falls sich jemand z.B. den Arm bricht oder andere Verletzungen erleidet, die wir nicht in unserer 1.Hilfe Station behandeln können, übernehmen wir die Arztkosten.

Selbstbehauptungs­training

Insgesamt 60 Schülerinnen nehmen wöchentlich an einem Selbstbehauptungstraining gegen sexuelle Gewalt teil. Sie werden darin geschult, sexuelle Übergriffsversuche zu vermeiden und wenn nötig diese abzuwehren. Auch lernen sie, wie sie sich am besten nach erfolgten Übergriffen verhalten können.

Alphabetisierung der Mütter

Bei den Frauen im Süden Senegals besteht eine Analphabetenrate von bis zu 80%. Auf Wunsch von Müttern unserer Schulkinder richteten wir Ende 2017 einen kostenlosen Alphabetisierungs- und Sprachkurs ein, der mit guten Erfolgen bereits mehrmals durchgeführt wurde. Mittlerweile haben bis zu 30 Frauen an den Kursen teilgenommen. In Folge dessen können diese Frauen jetzt Französisch sprechen und schreiben. Dabei wird auch einfaches Rechnen gelehrt, womit die Frauen bessere Ergebnisse beim Handeln und bei gewerblichen Tätigkeiten erzielen.

Alphabetisie­rungs­klasse

Sozialarbeit

Es gibt viele Probleme im Alltag der Familien in Ziguinchor. Aus unterschiedlichen Gründen, wie Betteln für die Marabouts (Koranlehrer) oder Mithilfe auf den Feldern, kommen die Kinder nicht zur Schule. Hier versuchen unsere drei Streetworkerinnen bei den Marabouts oder Eltern zu vermitteln und bieten konkrete Hilfen an, damit der Schulbesuch wieder ermöglicht wird. Dadurch bekommen wir als NGO einen besseren Einblick in die Lebenssituation der Menschen dort und können planen, wie wir den Menschen im Viertel zu einer hoffnungsvolleren Zukunft verhelfen können. Um schnell auf akute Notsituationen reagieren zu können, haben wir z.B. einen Notfallfond eingerichtet. Unsere Streetworkerinnen stehen im engen Kontakt mit den Marabouts in der Umgebung unserer Schule. Sie konnten schon dahingehend Überzeugungsarbeit leisten, dass der Besuch einer Schule wichtig und wertvoll für die Zukunft der Talibes ist. Außerdem versuchen wir ihre allgemeine Situation in den Koranschulen, den sog. Daaras zu verbessern. Dazu gehört auch, durch Vorträge und Gespräche Eltern davon zu überzeugen, ihre Kinder nicht in die Hände von einzelnen ausbeuterischen Marabouts zu geben.